Positive Psychologie - Anwendung in der Schule und im Alltag
Was ist Positive Psychologie?
Die Positive Psychologie geht der Frage nach, was Menschen, Organisationen und sogar ganze Gesellschaften dazu bringt, sich optimal zu entwickeln und so richtig aufzublühen (flourish). Im Klartext: Sie beschäftig sich damit, wie man das Wohlbefinden der Menschen verbessern kann.
Die Positive Psychologie wird oft als die Wissenschaft des glücklichen Lebens bezeichnet. Der Begriff wurde im Jahr 1954 von dem US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow geprägt und in den 1990er Jahren durch den US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman populär gemacht.
Anders als die klinische Psychologie, die sich auf die Behandlung von psychischen Erkrankungen konzentriert, beschäftigt sich die Positive Psychologie mit den positiven Aspekten des menschlichen Erlebens. Es geht darum, wie man gezielt seine persönlichen Stärken fördert, mehr positive Emotionen und Flow erlebt und mehr Sinnhaftigkeit erreicht. Das alles mit dem Ziel, ein besseres Leben zu führen und die Lebenszufriedenheit (Wohlbefinden) zu erhöhen.
Die Positive Psychologie wird in unterschiedlichen Bereichen angewendet, wie zum Beispiel in der Psychotherapie, im Gesundheitswesen, in der Arbeitswelt und in der Schule. Zudem beschäftigt sie sich intensiv mit persönlicher Weiterentwicklung und individuellem Wachstum.
Insbesondere durch die Arbeit von Martin Seligman wissen wir heute, dass grösseres Wohlbefinden das Lernen fördert, was für die Schule und den Unterricht zentral sind. Eine positive Stimmung im Klassenzimmer führt zu einer breiteren Aufmerksamkeitsspanne und fördert kreatives sowie ganzheitliches Denken. Doch was genau bedeutet eigentlich Wohlbefinden?
Grundlagen der Positiven Psychologie
In der Positiven Psychologie geht es unter anderem darum,
• … dich wohlzufühlen
• … zu erkennen, wofür du dankbar sein kannst
• … deine Stärken zu entdecken und weiterzuentwickeln
• … positive Beziehungen zu den Menschen rund um dich aufzubauen
• … Ziele zu erkennen, die dir und anderen Menschen Positives bringen
• … Erfolge zu haben und sie zu feiern
• … und und und…
Die positive Psychologie stützt sich auf das PERMA-Modell von Martin Seligman als Grundlage. Die Abkürzung PERMA repräsentiert dabei die nachfolgenden fünf Elemente:
Jedes der fünf Elemente trägt zum Wohlbefinden bei. Um dies zu verstehen, benutzen wir das Beispiel mit dem Wetter.
Ähnlich wie beim Wohlbefinden ist es mit dem Wetter. Mehrere Elemente wie Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit tragen gemeinsam zum Wetter bei. Kein einzelnes dieser Elemente kann das Wetter vollständig beschreiben, da es immer ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren ist.
Bei der Förderung eines umfassenden Wohlbefindens müssen nun also die einzelnen Elemente aufgebaut und gefördert werden. Durch das Zusammenspiel aller fünf Elemente entwickelt sich dann ein umfassendes Wohlbefinden.
Charakterstärken
In der Positiven Psychologie dreht sich alles darum, das Gute im Leben zu erforschen und zu fördern. Eine wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten 6 Tugenden und 24 Charakterstärken, welche von den beiden Psychogen Martin Seligman und Christopher Peterson definiert wurden. Aber was sind Tugenden und Charakterstärken überhaupt?
Tugenden sind sozusagen die Kerneigenschaften, die Menschen haben und wie sie sich verhalten. Die gibt's schon lange. In alten Geschichten und Texten aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen (Konfuzianismus, Taoismus, Buddhismus, Hinduismus, alte Philosophie, Christentum, Judentum und Islam) kommen immer wieder sechs Tugenden vor, die sozusagen für alle Menschen wichtig sind: Weisheit, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mässigung und Transzendenz. Diese Eigenschaften werden von vielen Menschen auf der Erde als richtig gut und erstrebenswert angesehen.
Die nicht so ganz greifbaren, abstrakten Tugenden sind generell schwierig anzuwenden oder zu messen. Daher haben Peterson und Seligman (2004) die Tugenden in besser beobachtbare Einheiten zerlegt – die Charakterstärken. Diese Stärken sind somit als Mechanismen zu verstehen, durch die die Tugenden praktiziert werden können.
Charakterstärken sind so etwas wie positive Superkräfte, die uns als Individuen besonders und einzigartig machen. Das sind Eigenschaften und Fähigkeiten, die zu unserem Charakter gehören und beeinflussen, wie wir denken, fühlen und handeln. Die Positive Psychologie sagt, dass es hilfreich ist, diese Stärken zu erkennen, weiterzuentwickeln und sie im Alltag zu nutzen. Das soll dazu beitragen, dass wir ein erfülltes und positives Leben führen können.
Auch in der Schule können Charakterstärken eine wichtige Rolle spielen. Indem du deine eigenen Stärken entdeckst und nutzt, kannst du nicht nur persönlich wachsen, sondern auch das Klassenklima positiv beeinflussen. Zum Beispiel könnten Mitgefühl und Teamwork bei Gruppenprojekten, Kreativität beim Lösen von Problemen und Führungsfähigkeiten in schulischen Aktivitäten besonders nützlich sein.
Erfassen der Charakterstärken mit dem VIA-IS: Lerne dich und deine Stärken kennen!
Mit dem VIA-IS Fragebogen kannst du deine Charakterstärken identifizieren (www.charakterstaerken.org). Der Test erstellt ein aussagekräftiges Profil deiner Stärken. Bei der Online-Auswertung erhältst du direkt danach eine Interpretationshilfe. Die einzelnen Charakterstärken werden in einer Rangfolge aufgeführt, wobei die stärkste an erster Stelle steht. Die ersten vier bis sieben Stärken in dieser Liste werden als Signaturstärken bezeichnet. Dabei handelt es sich um diejenigen Stärken, die besonders typisch für eine Person sind und gerne und häufig eingesetzt werden. Die Anwendung dieser Stärken im Schulunterricht oder auch Privat kann sich positiv auf deine Gesundheit und dein Leistungsvermögen auswirken.